Gerhard Schurr verstarb am 1. Oktober 2011 im Alter von 80 Jahren. Der folgende Text stammt aus dem Jahr 2006.
"Als ich in meiner Funkerlaufbahn anfing mich für die Betriebsart CW zu interessieren, erwachte auch das Interesse an Morsetasten. Unser Kursleiter hatte natürlich keine so einfache Klopftaste, sondern eine damals sehr bekannte Taste aus den USA die ich auch haben wollte - was leider an den Kosten scheiterte. Aber ich wollte einfach auch so ein schönes Stück besitzen.
Als gelernter Mechaniker und im Geist schon stolzer Besitzer, machte ich mich an den Selbstbau. Bei näherer Betrachtung aber gefiel mir manches nicht mehr so sehr. Ich wusste jetzt auch, warum mein Kursleiter immer daran herum schraubte. Also baute ich einfach eine Taste nach meinen Vorstellungen und dabei kam etwas völlig neues heraus; der erste SCHURR-WABBLER.
Ich war ein bis dahin unbekannter OM mit dem Rufzeichen DC8HM. CW lernte ich nie richtig. Ich hatte keine Zeit zum lernen, ich musste Tasten bauen, denn jeder meiner Funkerfreunde wollte eine haben. Dann kam Weinheim, ich glaube es war 1984, da hatte ich 10 Stück fertig zum Verkauf.
Ich benötigte auch einen Prospekt, aber woher und wie sollte er Aussehen? Ein Ausweg war schnell gefunden: Mit einer alten Videokamera warf ich ein Bild meiner Taste auf den Fernsehschirm auf den ich ein Stück Butterbrotpapier geklebt hatte, dann habe ich mit einem Bleistift die Konturen nachgezeichnet und später sauber mit einem Lineal und Filzstift nachgezogen. In Weinheim verkaufte ich in kurzer Zeit alle 10 Stück und es gab die ersten Bestellungen. Daraufhin meldete ich ein Gewerbe an: Mechanische Präzisionsteile für Funkamateure, nebenberuflich.
Ade, Freizeit. Die ersten Wabbler waren natürlich noch gebastelt auch hatte ich noch nicht die Maschinen die ich heute besitze. Der Fuß des ersten Wabblers war aus Stahl, schwarz lackiert, nur die Mechanik war aus Messing. Das Lackieren machte viel Schwierigkeiten, da schwarz-glänzend nicht gut aussah. Es musste matt-schwarz sein und wenn man mit dem Fingernagel darüber fuhr keine Spur hinterlassen. Solchen Lack fand ich nicht, aber eine Methode sie so zu spritzen. Später kam mir der Gedanke alles aus Messing herzustellen, das nur mit Zapponlack gespritzt wird, einfach und sauber. Das war der WABBLER-STANDARD aber er war etwas leicht, für OM mit schweren Händen nicht sehr geeignet.
Bei meinem Messinghändler fand ich durch Zufall ein Stück MS 58 20 × 80, das gab einen Fuß, damit war der Wabbler 1,5 kg schwer und stand bombensicher. Die Mechanik vom Standard war gut, also wurde sie ohne Änderung übernommen damit war der PROFI geboren.
Auch wenn etwas gut ist, kann man es noch verbessern. Ein PROFI von vor 10 Jahren ist im Aussehen von einem Baujahr 2006 kaum zu unterscheiden, jedoch beim Geben spürt man den Unterschied. Nach dem gleichen Prinzip konstruierte ich auch einen Portabel-Wabbler und eine Einbau-Taste. Gleichzeitig entstanden schöne Handtasten.
Mit 60 Jahren kündigte ich bei meiner Firma, bei der ich 30 Jahre beschäftigt war und machte nur noch Tasten. Heute genieße ich mein Rentnerdasein und baue – wenn ich Lust habe – Schlackertasten - auch bekannt als BUG.
Schon zu Lebzeiten eine Legende, wird Gerhard Schurr solange in Erinnerung bleiben wie es die Telegrafie gibt, mit seinem Nachlass der Äther mit Leben erfüllt wird und die Vitrinen der Sammler um ein absolutes Highlight reicher sind.
Bergsiek Morsetasten Das SCHURR-Morsetastenmuseum